Das Versprechen der Immaterialität. Über Glasarchitektur

Vortrag von Prof. Emmanuel Alloa (Research Leader für Kulturphilosophie an der Universität St. Gallen)

Mittwoch, 22. März 2017, 19 Uhr

Glas ist zugleich eines der fragilsten und der beständigsten Materialien überhaupt: während es einerseits äußerst stabil ist, und Glasscherben Jahrhunderte unbeschadet überdauern können, steht es andererseits für die Auflösung von Materie. Als widerspenstiger und als geistiger Stoff zugleich, hat Glas die Architektur immer wieder beflügelt. Der Vortrag spielt diverse Spielarten von Glasarchitektur durch, von der Lichtmetaphysik der gotischen Kathedrale bis hin zu ihren modernistischen Varianten. Dort lassen sich dann insbesondere eine mystische Variante (Gläserne Kette) ausmachen, eine nüchterne Variante (Bauhaus), eine totalitäre Variante (die Glasarchitektur im italienischen Faschismus) und die internationale Variante (Glasarchitektur im International Style in der Nachkriegszeit). Ein Exkurs führt zu den sowjetischen Visionen, und zu Sergej Eisensteins Glass House Projekt (1926-1930).


Emmanuel
Alloa (*1980) ist Research Leader für Kulturphilosophie an der Universität St. Gallen. Als Gastprofessor und Fellow war er u. a. an der Bauhaus-Universität Weimar (2012-13), der Universidade Federal de Minas Gerais, Brasilien (2015), der Columbia University, New York (2016) und der Universität Wien (2016-17) tätig. Zuletzt publizierte Monografien umfassen «Das durchscheinende Bild. Konturen einer medialen Phänomenologie» (2011) und «Resistance of the Sensible World» (2017).

Der Vortrag von Prof. Emmanuel Alloa fand anlässlich der Ausstellung «The Moon is Shining from the Left» von Edit Oderbolz im Rahmen eines speziellen Anlasses für die Freunde des Kunstvereins Nürnberg statt.