URBAN ZELLWEGER

Grass Glue

06. Juli – 09. September 2018

Eröffnung: Do 05. Juli 2018, 19 Uhr
Opening: Thurs July 05 2018, 7 pm

Pressetext   Press release

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Mit Grass Glue präsentiert der Kunstverein Nürnberg – Albrecht Dürer Gesellschaft die erste institutionelle Einzelausstellung des Schweizer Künstlers Urban Zellweger. Der Titel der Schau verweist auf einen speziellen Leim, der beim Modellbau eingesetzt wird. In den Spielbrettern von Zellweger bindet er das materielle Bild an den sich darin erweiternden Raum.

Urban Zellweger beschäftigt sich in seinen Arbeiten mit den Übergängen figurativer und abstrakter Elemente. Körper und Figuren verbinden sich, verschmelzen ineinander, werden übermalt oder lösen sich gegen den Hintergrund auf. Das verräumlichte Spiel deutet eine Wirklichkeit an, in der sich haptische und physische Phänomene mit denen einer virtuellen Welt verflechten.

In Out of this World (2018) ist ein Alien, ein außerirdisches Wesen, zu erkennen, das auf einem Gletscher Ski läuft. Die Figur des Aliens erfuhr in der Popkultur der 90er Jahren eine breitere Bekanntheit, u.a. durch das Ikonisieren dieses Gesichts als Markenzeichen. Mittlerweile ist es als Emoji Teil der visuell erweiterten Sprache geworden. In dem sich wölbenden Eis, über das der Läufer gleitet, sind zudem die Ikonen unterschiedlicher Anwendungen eingefroren.

Dazu zählen das "A" im stilisierten Möbius-Band des Acrobat Readers, der orangefarbene Verkehrskegel des VLC-Players (Video Lan Client), die eingekreiste Note von ITunes und das lächelnde Gesicht des Finders in MacOS. Diese Ikonen stehen für Software, virtuelle Räume und Navigationswerkzeuge, welche sich über unterschiedliche Implikationen mit physischen Medien verzweigen. Im Logo von ITunes etwa wurde über die Jahre das originale Design einer Note und einer CD angesichts von deren Obsoletwerdung durch die Cloud graduell ersetzt. Das Format PDF indes vermittelt zwischen der indexikalischen Funktion von Mensch, Hand, Stift und Papier, insofern es die Erwartung des Ausdrucks (Print) und Wiedereinlesens (Scan) in sich als virtuelles Interface zwischen Digitalität und analoger Anwesenheit trägt.

Im Gemälde zeigt sich die Figur in ihrer schlängelnden, außerirdischen Verkörperung als sich selbst fremd, während sich unter ihr noch die (scheinbare) Formlosigkeit der Gletscherlandschaft wandelt. Es ist der Schnee, den die Figur durch das Navigierien dieser Landschaft hinter sich lässt, der schließlich neue Berge generiert.

Die Spielbretter in Grass Glue sind visuelle Repräsentationen von kognitiven, regelhaftenStrukturen. Einerseits verweisen sie auf Komplexe von Spielteilnahme, Einleben und Subjektivierung innerhalb sich verinnerlichender Bedingungen. Andererseits spielen sie auf eine malerische Tradition und die Geschichte der Moderne – sowie deren potentiellen Ausgang – an, indem sie durch die in ihnen vorgenommenen Übersetzungen ihre doppelte Anwesenheit als abgebildete und kunsthistorisch konnotierte Readymades entwerfen. Der Gras-Leim als Material verdeutlicht dabei den nicht-bildlichen Aspekt durch die Ermöglichung materieller Öffnung.

In den Landschaften von Urban Zellweger tritt die Natur auf wie auf einem Desktop: Die Entwicklung des visuellen Interfaces von Operativsystemen wie Windows und Mac zeigt Natur als genuin menschlich-räumliches Bezugssystem. Die Arbeiten Urban Zellwegers erforschen jene bildlichen Verhältnisse solcher Verdichtungspunkte innerhalb von Systemen. Landschaft und Gletscher werden zum zeitlichen Hintergrund und gleichzeitigem Ort, an dem sich Festigung und Bewegung, Form und Formlosigkeit manifestieren.

Weitere Veranstaltungen

Mi 11.07.2018, 18 Uhr
Ausstellungsführung

Mi 18.07.2018, 19 Uhr
Künstlerinnengespräch mit Ariane Müller

So 29.07.2018, 15 Uhr
Ausstellungsführung


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With Grass Glue the Kunstverein Nürnberg – Albrecht Dürer Gesellschaft presents the first institutional solo exhibition of Swiss artist Urban Zellweger. The title of the show refers to a special glue that is used in model making. In his game boards, Zellweger binds the material image to the expanding space.

Urban Zellweger’s work deals with the transitions of figurative and abstract elements. Bodies and figures  combine, merge into each other, get painted over, and dissolve against a background. The spatialized game suggests a reality in which haptic and physical phenomena intertwine with those of a virtual world.

Out of this World (2018) features an alien—an otherworldly being—skiing on a glacier. The figure of the alien attained greater notoriety in 1990s pop culture partially as the result of the iconization of its face as a trademark. In the mean time it has become a part of the visual extension of language as an emoji. Various application icons and logos are also frozen in the vaulting ice over which the runner glides.

These other icons and logos include the “A” in Acrobat Readers stylized mobius strip, the VLC-Player (Video Lan Client) orange traffic cone, the iTunes circled note, and the smiling MacOS finder face. They represent software, virtual spaces, and navigation tools that branch out into different implications surrounding physical media. For example, the original design of the iTunes logo as a note and a CD has gradually been replaced as the result of the CD having been rendered obsolete by the cloud. The PDF format, however, mediates the indexical function of human, hand, pen and paper in that it carries the expectation of expression (print) and re-reading (scan) as a virtual interface between digital and analogue presence.

In the painting, the figure of the meandering, extra-terrestrial embodiment shows itself to be alien even to itself, while the (apparent) shapelessness of the glacial landscape is still transforming underneath it. The snow that the figure leaves behind in navigating the landscape eventually generates new mountains.

The board games in Grass Glue are visual representations of standard, cognitive structures. On the one hand they refer to complexes of game participation, settling in, and subjectivation within internal conditions. On the other hand, they allude to a painterly tradition and the history of modernity—as well as it’s potential outcome—in that they create a double presence as illustrated and art historical references to the ready-made through the translations that they perform. As a material, the grass glue illustrates non-pictorial aspects by making a material opening possible.

In Urban Zellweger’s landscapes, nature appears like on a desktop. The development of the visual interface of operating systems like Windows and Mac depict nature as a genuinely human-spatial system of references. Urban Zellweger’s work explores the visual relationship of points of densification within these systems. Landscapes and glaciers simultaneously become the temporal background and simultaneous site where consolidation and movement, form and formlessness manifest.

Upcoming dates

Wed July 11, 6 pm
Guided tour

Wed July 18, 7 pm
Artist talk with Ariane Müller

Sun July 29, 3 pm
Guided tour

 

Die Ausstellung wird gefördert von / The exhibition is funded by:

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